Ist es wirklich fehlerhaft, wenn ein Kind im Bauch verstirbt? Meine Erfahrung ist eine andere 🙂
Diese drei stehen am Eingang von Okonuin, dem größten Friedhof Japans auf dem Tempelberg Koyasan und zeigen für mich, dass auch das ungeborene Kind immer dazu gehört.
Ein gutes Jahr nach der kleinen Geburt von Haribo (unser erstes Kind war so groß wie ein Gummibärchen) habe ich auf einer Japanreise genau an diesem magischen Ort nochmal intensiv Abschied genommen und auch jetzt, wenn ich es schreibe, berührt es mich wieder.
Vor allem die vielen Jizos, die als Retter der Seelen sich all jenen annehmen, die kein „ordentliches“ Begräbnis erhalten. Meist bekleidet mit Mützchen und Lätzchen, ist Jizo der Schutzpatron für die ungeborenen und früh verstorbenen Kinder.
Ganz unten werde ich ein Foto von unserem ersten Kind „Haribo“ einfügen.
Das nur als Information. Wenn du es nicht sehen willst, dann solltest du nicht ganz runterscrollen. Mir ist es jedoch wichtig auch dieses Kind zu zeigen, denn ich war beeindruckt, wie wundervoll schon dieser kleine Mensch in mir da war und dass ich es so verabschieden konnte.
Wie alles begann…
Das mit dem Kinder kriegen hat ziemlich lange auf sich warten lassen.
Als Therapeutin habe ich gesehen, wie oft Familien schwer erschüttert in ihren Beziehungen zueinander sind.
Ich habe mich auf den Weg gemacht, um herauszufinden woher all diese „Verhaltensauffälligkeiten“ kommen und warum fehlt es an VerBindung?
Mit den Jahren habe ich mehr und mehr geschnallt, dass es immer etwas damit zu tun hat, wie „heil“ man selber ist und dass ich es somit in der Hand habe, eine gute Beziehung zu meinem Kind aufzubauen, indem ich mir erstmal meine Geschichte anschaue (und heile).
Vorher hatte ich bereits angefangen mich intensiv mit den Themen Schwangerschaft, Geburt, erste Lebenszeit auseinanderzusetzen und festgestellt, dass genau dort ebenfalls der Samen gesät wird.
Mehr dazu findest du auch in diesem Blogbeitrag über Geburt oder hier über das Weinen.
Die Entscheidung für ein Kind
Die Entscheidung für ein Kind war dann klar, mein Freund und ich bereits seit 8 Jahren ein Paar, ich 38 Jahre alt und auf einmal konnten wir es uns beide vorstellen.
Ich sach nur: ein Schuss ein Treffer :-)!
Und das nachdem mir (wie so viele anderen Frauen auch) immer mal wieder erzählt wurde: „sie haben PCO, da wird es schwer ein Kind zu bekommen“, „wenn sie mal Kinder haben wollen, dann können wir da was mit Hormonen machen“ -mit Anfang Dreißig und ungefragt, ob ich überhaupt Kinder haben möchte….
Das PCO-Syndrom hatte sich schon lange von alleine verabschiedet, als ich anfing keine Hormone mehr zu nehmen und Yoga, sowie Meditation zu machen.
Meine Körperwahrnehmung und Selbstliebe wuchsen Stück für Stück und ich bin direkt schwanger geworden!
Was für eine Überraschung und ein wenig unglaublich…
Hebamme
Die erste Handlung nach meinem positiven Schwangerschaftstest war, eine Hebamme zu organisieren.
Was ich übrigens jeder Frau rate, denn aufgrund von Hebammenmangel (aufgrund von echt besch…. Arbeitsbedingungen) ist es später fast aussichtslos eine zu finden, vor allem, wenn man nicht im Krankenhaus gebären möchte.
Sie unterstützt und betreut auch, wenn das Kind im Mutterleib stirbt, somit hat jede Frau ein Recht darauf begleitet zu werden!
Erzählen oder nicht?
Für mich war von Anfang an klar, dass ich die Schwangerschaft mit Freude aus mir rausposaune!
Warum sollte ich es denn auch zurück halten, so ein Wunder :-)!
Das war und ist immer noch die beste Entscheidung gewesen!
So war ich nicht alleine in dem Prozess, der dann folgte und die Menschen um mich herum konnten mich stützen.
Missed Abortion
Erfahren, dass das Leben in mir wieder gegangen ist, habe ich in der 10 Schwangerschaftswoche. Gefühlt habe ich es bereits vorher.
Es war Weihnachten und mir ging es einen Tag richtig, richtig schlecht.
Danach war mir klar, dass kein Leben mehr in mir ist.
Anfang Januar, in der 10 SSW, war ich dann bei einem Gynäkologen, den meine Hebamme mir empfohlen hatte (da ich aufgrund der gruseligen Erfahrungen vorher, lange Zeit nicht mehr zu einer/m Gynäkologin/en gegangen bin).
Dieser war zunächst zuversichtlich, bestätigte mir dann aber mit dem Ultraschall meine Vermutung und übergab mir einen Zettel für die Klinik zur Ausschabung.
Natürlicher Abgang
Für mich war klar, dass ich den natürlichen Weg wähle und dem Kind die Zeit gebe, um von selbst zu gehen.
Der Gynäkologe hat dieses dann auch bestätigt, dass es möglich sei und für Körper, Geist und Seele der Frau auch deutlich besser, denn die entscheiden selber, wann es soweit ist.
Mit dem Wissen über Geburt, was ich zu dem Zeitpunkt hatte, war es einfach nur logisch und klar für mich diesen Weg zu gehen.
Abschied nehmen
Eine Woche lang habe ich Abschied genommen.
Alle Termine abgesagt.
Meditiert.
Einen Abschiedsbrief geschrieben.
Und gewartet….
Nach diesem intensiven Rückzug, dem „mit-mir-sein“ und Abschied von dem kleinen Wunder nehmen, habe ich nach einer Woche gespürt, dass ich wieder ins Leben möchte.
An diesem Tag hatte ich einen Hausbesuch außerhalb von Köln und habe dort eine Familie begleitet. Voll in dem Vertrauen, dass mein Kind nicht zu dem Zeitpunkt geht.
Und so war es auch!
Kleine Geburt
In genau der Nacht nach diesem „wieder ins Leben gehen“, hat sich Haribo auf den Weg gemacht. Mitten in der Nacht bin ich aufgewacht und dachte nur: Wow, es geht los! Und: „WOW, was hat meine Gebärmutter für eine Kraft!“
Ich hatte Wehen.
Zunächst wollte ich gar nicht aufstehen, doch es ließ sich nicht vermeiden. Ich schnappte mir ein altes Küchensieb, setzte mich aufs Klo und schwups war Haribo schon da.
Und grinste mich an! Was für ein Moment!
So friedlich und schön!
Mein Freund kam dazu, wir machten Fotos und verabschiedeten uns von diesem kleinen Menschlein.
Wir sind dann wieder schlafen gegangen und haben Haribo am nächsten Tag in einem kleinen Schiff aus Küchenpapier unter einem Baum im Garten begraben.
Dankbarkeit
Haribo hat mir gezeigt, dass mein Körper zu so viel in der Lage ist und die Kraft hat alles eigenständig wieder ins Gleichgewicht zu bringen…..wenn ich ihn lasse.
Ich habe am eigenen Leib erfahren, wie nah Leben und Tod beieinander sind und auch zueinander gehören. Alles ist ein Kreislauf!
Ich glaube, es sind 30 % aller befruchteten Eier, die abgehen. Viele Frauen merken es nur nicht, da sie mit der Menstruationsblutung abgehen.
Somit sind so viel mehr Frauen davon betroffen, nur kaum eine spricht darüber.
Erst nachdem Haribo geboren wurde, habe ich von vielen Freundinnen erfahren, dass auch sie eine „Fehlgeburt“ hatten, jedoch nie darüber gesprochen haben und teilweise auch wirklich traumatisiert von dem Ereignis waren.
Die meisten haben es ausschaben lassen, weil ihnen auch gar keine andere Option angeboten wurde.
Schwuppdiwupp waren sie wieder im Alltag und „mussten“ dann wieder funktionieren als sei nichts gewesen.
Das ist häufig erschütternd für Körper und Seele!
Vertrauen
Daher möchte ich dazu animieren zu vertrauen, den natürlichen Weg zu gehen, in Ruhe Abschied zu nehmen, sich Begleitung durch eine Hebamme zu suchen und auch ein kleines Wochenbett zu halten.
Denn es dauert etwas, bis die Blutung vorbei ist.
Der Körper braucht auch da, wie bei der Geburt eines reif geborenen Kindes, Zeit, um sich wieder zurückzubilden.
Wie ging es weiter?
Exakt zwei Jahre später bin ich wieder schwanger geworden.
Mit unserer wundervollen Tochter, die mir ebenso wie Haribo, nochmal mehr und immer wieder zeigt, wie wichtig es ist zu vertrauen, statt in der Angst festzustecken.
Dieses Kind ist entstanden in kompletter Verbundenheit zu mir und zu meinem Partner, ganz ohne der Intention ein Kind zu erschaffen.
Das durfte ich im Laufe der zwei Jahre nach der Geburt von Haribo ablegen.
Ich habe mich weiter ent-wickelt, meine Ahninnengeschichte angeschaut, erkannt, dass ich etwas geheilt habe (meine Mutter hatte vor mir eine sehr traumatische Fehlgeburt) und mich selber weiter geheilt, u.a. durch De-Armouring (Entpanzerung) meiner Vagina und dem erwecken schlummernder Energien, die durch den Online Kurs „Self:Cervix“ (Werbung, unbezahlt und unbeauftragt) in mir geweckt wurden.
Seitdem ist es mir noch mehr bewusst geworden, dass nichts ohne Grund ist und das Leben uns Dinge/Situationen gibt, die wir uns anschauen und heilen dürfen.
Ich habe damals auch ein YouTube Video über meine erste kleine Geburt gemacht. Du findest es hier: Zum YouTube Video